Dienstag, 14. Oktober 2008

Grossbritannien: Finanzpolitisches Vorbild in der Krise

Es ist klar, dass das Epizentrum der anrollenden Finanzmarktkrise sich in den USA befindet. Inzwischen ist es aber zu einem Dominoeffekt gekommen und der Funke wurde ins Pulverfass geschleudert. Der europäische Finanzmarkt ist indes nicht weniger stark betroffen als das amerikanische Pendant.

Verantwortlich dafür ist die Europäische Zentralbank (EZB), die geldpolitische Interventionen vehement zurückwies und sich gegen finanzpolitische Stützungsmassnahmen stemmte. Noch eine Woche davor hatte die EZB beschlossen, den Leitzins trotz der mit voller Wucht anrollenden Krise bei 4,25% zu belassen. Nun hat sie ihn aufgrund einer koordinierten Aktion mit der US-Notenbank (Fed) auf 3,75% gesenkt.


S&P-500 Index (6 Monate)

Kurswechsel in den USA

Jetzt will die US-Regierung für rund 250 Mrd. Dollar Anteile an (vorerst neun) Banken im Land kaufen. Die Banken, die von Staatshilfen profitieren, müssen eine Kürzung der Managergehälter (z.B. im Hinblick auf sog. „golden parachutes“) in Kauf nehmen. Amerika folgt damit dem europäischen Vorbild. Die EU-Regierungen hatten am Wochenende Pläne für einen Einstieg des Staates bei Banken vorgestellt. Der „Instrumentenkasten“ der EU enthält auch Staatsgarantien für den reibungslosen Geldfluss im Interbankenhandel. Bemerkenswert ist aber, dass die Stabilierungsbemühungen der 15 Staats- und Regierungschefs auf den umfassenden Ansatz der britischen Regierung zurückzuführen sind. Es war der britische Premier Gordon Brown, der bereit war, klar zu denken und die Schlussfolgerungen schnell umzusetzen, wie Paul Krugman, der diese Woche den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam, in seiner Kolumne in the New York Times beschreibt.

Keine Kommentare: